Dünger für Kulthuras Daten

Erstellt von Michael Markert | TOTAL DIGITAL

Die Dinge im Museum müssen gepflegt werden. Je nach Material stellen sie besondere Anforderungen an ihre Umgebung. Wandern sie für eine Ausstellung aus dem Depot in die Vitrine, so werden sie mit weichen Baumwollhandschuhen angefasst und stehen manchmal im Halbdunkel, um sie vor Ausbleichen und Zerfall zu schützen. Einige werden zuvor noch restauriert – die zweifellos diffizilste und aufwändigste Form von Care-Arbeit im Museum.

Abb.: Blick in den Workshop.

Daten-Care

Während die genannten Tätigkeiten auch für Besucher:innen sichtbar werden können, findet eine andere Form der Care-Arbeit am Objekt weitestgehend verborgen statt und ist doch ständige Begleiterin aller Museumspraxis: die Pflege der zugehörigen Daten. Die Daten enthalten die Geschichten, die später für Besucher:innen in Ausstellungen mit den Objekten erzählt werden – oder verraten zumindest, wie man an diese Geschichten herankommt. Sie sagen, wo die Objekte im Depot stehen, wer sie auf welchem Feld gefunden oder in welcher Werkstatt hergestellt hat, wann und wie sie in das Museum gekommen sind, ob es Literatur darüber gibt, welche Abbildungen zu welchem Objekt gehören und ob die benötigten Rechte vorliegen, diese Abbildungen auch auf Webseiten zu verwenden. Dabei verändern und erweitern sich die Daten ständig, denn jedes Mal, wenn ein Objekt in die Hand genommen wird, kann dies zu einer neuen Information über seine Herkunft, Verwendung oder seinen aktuellen Zustand, eine neue Abbildung oder eine weitere Literaturangabe führen.

Datenvielfalt

So allgegenwärtig Daten im Museum sind, so vielfältig sind die Formen, in denen sie – inzwischen meist digital – vorliegen: Als einfache Excel-Tabelle oder komplexe selbstentwickelte Access-Datenbank, in Systemen mit Namen wie FAUSTAUGIASHiDAdigiCULT.webeasydb oder museum-digital. Manchmal enthalten die Datensätze nur eine Inventarnummer und einen Titel, manchmal dutzende Zusatzinformationen zu Maßen, Material und Restaurierungsvorgängen oder gar ganze Biographien beteiligter Künster:innen oder früherer Besitzer:innen. Einige Datensätze werden von einem pixeligen Arbeitsfoto begleitet, andere von hochwertigen Digitalisaten professioneller Fotograf:innen für Ausstellungsplakate und Kataloge.

Eingabemaske in einer speziell für diesen Zweck entwickelten Filemaker-Datenbank. Eine Anbindung von Normdaten wie der GND ist nicht möglich (Urheber: Tom Meißner)

Diese Vielfalt ist historisch gewachsen, wird von den spezifischen Bedarfen einzelner Einrichtungen bestimmt – ein Kunstmuseum braucht andere Felder in Eingabemasken als ein Stadtarchiv – und ist für sich genommen völlig unproblematisch. Spätestens dann allerdings, wenn Datensätze so vielfältiger Einrichtungen vernetzt und in ein gemeinsames Online-Portal wie Kulthura eingespeist werden sollen, wird eine gewisse Standardisierung notwenig. Das Redaktionsgremium von Kulthura hat diese Herausforderung erkannt und sich in einem mehrstündigen Workshop dem Thema Datenqualität angenommen. Vertreter:innen aus Archiven, Bibliotheken und Museen konnten dabei ihre jeweiligen Bedarfe artikulieren. Als Ziel stand im Raum, gemeinsame Mindeststandards zu etablieren, Grundsätze also, die für alle Daten bei einer Einspielung in das Landeskulturportal gelten sollten.

Datengebote

Erhofft hatten wir uns von der Expert:innenrunde zehn 'Gebote' zur Datenqualität. Entstanden sind vorerst vier. Wir mussten die regen Diskussionen aus Zeitnot abbrechen und das wichtige Thema vertagen. Eines der bisher formulierten Gebote lautet:

"Du sollst dauerhaft für Deine Daten verantwortlich und ansprechbar sein"

Ohne diese Bereitschaft vor Verantwortung und Kommunikation ist die nachhaltige Pflege eines Kulturportals unmöglich. Sie ist der Dünger für die stetig wachsende Datenmenge zu Objekten im Kulthura-Portal. Zugleich wird damit der Austausch zwischen den Institutionen betont, den wir mit weiteren Workshops an der ThULB zu diesem Thema und neuen Gesprächspartner:innen vorantreiben werden. Wir freuen uns auf die gemeinsame Erweiterung und Pflege unserer Daten(an)gebote!

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