Gotha transdigital. Aus den Depots in virtuelle Weiten – Über die digitale Transformation einer Sammlung

Erstellt von Susanne Rückert | WORK IN PROGRESS

Hinter den Stars der Dauerausstellungen steht immer ein umfangreiches Universum an Sammlungsgut, das die Depots und Magazine nur selten oder gar nicht verlässt. Dabei verbergen sich hier oft kleine Schätze, die es zu heben gilt. Auf ihre Erweckung aus langem Schlaf in Magazinräumen und Depots der Stiftung Schloss Friedenstein warten über eine Million Objekte. Nur selten bekommen sie die Möglichkeit aus den Bereichen hinter den Kulissen hervorzutreten und sich zu präsentieren. Hier schlummert enormes Potenzial. Im großangelegten Digitalisierungsprojekt Gotha transdigital werden sie nun bis 2027 wissenschaftlich nach den aktuellen Anforderungen erschlossen und in den kommenden Jahren nach und nach zugänglich und dauerhaft verfügbar gemacht. Ziel ist es, einen möglichst großen Teil der Sammlung online zu veröffentlichen und so die Bekanntheit der Schätze des Friedensteins zu steigern sowie die Forschung an und mit ihnen zu erleichtern. 

Arbeitsplatz des Digitalisierungsteams ©Julius Fröbus GmBH Köln

Digitalisierung zur Bewahrung und Vermittlung

Die Stiftung kooperiert in diesem umfangreichen Vorhaben unter anderem mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, die bei Planung, Digitalisierung und mit der eigenen technischen Infrastruktur unterstützt. Die Vielfalt der Bestände macht ein schrittweises Vorgehen notwendig. Bereits in Umsetzung ist beispielsweise die Digitalisierung und Provenienzforschung im Bereich der Ethnographischen Sammlung und die damit zusammenhängende Anreicherung der Metadaten in der Museumsdatenbank. Die Bestände der Barocken Kunstkammer wurden teilweise neu digitalisiert und alle Datensätze nach einem neu entwickelten Anforderungskatalog überarbeitet. 

Münztablett mit den alten Inventarnummerbezeichnungen während der Vorbereitung für die Herstellung der hochauflösenden Digitalisate ©Julius Fröbus GmBH Köln

Im Januar des Jahres 2022 begannen die Arbeiten zur bildgebenden Digitalisierung und Schnellerfassung der technischen Daten der Münzsammlung in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement der ThULB, die dies mit einem Tool, dass auf einem Tablet-PC/ Ipad genutzt wird, unterstützt, mit dem die einzelnen Objekte zunächst schnellerfasst werden. Das Teilprojekt wird durch die Firma Julius Fröbus GmbH aus Köln realisiert, die auf langjährige, exzellente Erfahrungen in der Digitalisierung von Kulturgut blicken kann. Es entstehen hochaufgelöste Aufnahmen in 2D und 3D, die zum einen für die Onlinesammlung der Stiftung genutzt werden sollen und zum anderen in übergeordnete Kulturportale wie beispielsweise Kulthura, die Deutsche Digitale Bibliothek oder die Europeana ausgespielt werden können. Insgesamt geht es um einen Bestand von etwa 70.000 Münzen, der digitalisiert werden soll. Durch die außerordentliche Qualität der Digitalisate wird es möglich sein, für das bloße Auge unsichtbare Details zu erkennen. Das stellt eine enorme Bereicherung zum einfachen Blick in die Vitrine dar, in der meist nur eine Seite der Münze sichtbar ist. Neben der visuellen Neuerschließung umfasst ein Großteil der anstehenden Arbeiten aber vor allem die erweiterte wissenschaftliche Erschließung der Münzen. 

Arbeitsplätze der Julius Fröbus GmbH in den Räumen der Stiftung Schloss Friedenstein ©Julius Fröbus GmBH Köln

Auch die Grafikbestände werden ab April 2023 in ähnlicher Form erfasst und digitalisiert. Diese empfindlichen Kostbarkeiten, die nur selten dem Tageslicht ausgesetzt werden dürfen, können künftig online recherchiert und erforscht werden. Die Originalgrafiken müssen dann nur noch in zwingenden Ausnahmefällen zur Hand genommen werden und können so, sicher verwahrt, weitere Jahrhunderte überdauern. Im Vorfeld wurden die Objekte der Sammlung auf restauratorische Bedarfe hin untersucht und alle Datensätze werden wissenschaftlich weiter erarbeitet. Die ThULB stellt den Speicherplatz für alle entstehenden Digitalisate und Metadaten zur Verfügung und ermöglicht darüber die Ausspielung in Portale und andere Onlineanwendungen.

Die Vielfalt auf dem Friedenstein erfasst man nicht allein. 

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